Schwarzwälder Bote

Marco Lutz bestückt die Steckplätze der Steuereinheit und notiert, welches Kabel welchen Steckplatz innehat. Marco Lutz bestückt die Steckplätze der Steuereinheit und notiert, welches Kabel welchen Steckplatz innehat. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Melodien mit pyrotechnischen Paukenschlägen begleitet

Quelle: Schwarzwälder Bote 12.08.2014

Von Jeanette Tröger

Calw-Hirsau. Wohl niemand kann sich dem Zauber eines Feuerwerks entziehen, noch dazu, wenn es synchron zu Live-Musik in den nächtlichen Himmel schießt. Die Wenigsten wissen, welcher Aufwand im Vorfeld nötig ist und was beachtet werden muss, damit das krachende und zischende Feuerspektakel auf den Punkt genau seine faszinierende Wirkung entfalten kann.

Zum zweiten Mal zeichnete fürs Feuerwerk beim Klostersommer die Firma M.R. Art Design aus Kehl am Rhein verantwortlich. Firmeninhaber Michael Rekow und seinen Assistenten Stefan Schmieder und Marco Lutz sorgen für den Aufbau. Unspektakulär stehen auf der Fläche des Refektoriums hinter der Bühne Metallgestelle, bestückt mit unterschiedlich hohen und dicken Zylindern im Gras. Auf dem Absatz zum Kreuzgang hin verstecken sich unter blauen Planen große rechteckige Blöcke. Auf Stativen, die sich im Gelände verteilen, sind ebenfalls von Planen bedeckte sogenannte Batterien montiert. Durchs Gras verlaufen Bündel gelber, mit Nummern versehener Kabel, die von den Blöcken, Gestellen und Stativen zu einer Steuereinheit mit 100 Steckplätzen führen.

Die Kabel heißen Kanäle und einen Kanal können sich bis zu 25 Feuerwerkseffekte teilen. Sowohl Kanäle wie Steckplätze sind nummeriert, und Marco Lutz registriert penibel in einer Liste für den Feuerwerksverlauf, welchen Kanal mit welchen Effekten er welchem Steckplatz zugeordnet hat. Zusammen mit Stefan Schmieder steigt er anschließend auf die Mauern des
Kreuzgang-Gevierts, um dort Bengalfeuer und Flammengeneratoren zu platzieren.

Ein Drittel der Arbeitszeit für ein Feuerwerk dieser Größenordnung steckt im Verladen und Transportieren, im Aufbau vor Ort, dem Abfeuern, was computergestützt und per Funkzündung passiert sowie dem Abbau und Rücktransport nach dem Spektakel, erzählt Rekow. Zwei Drittel der Zeit investiert er von der ersten Idee über die Ausarbeitung einer Choreografie in die Auswahl, Beschaffung und Vorbereitung der Effekte, das Zusammenstellen des Teams samt Equipment, Checken der Lokalität und sicherheitstechnischer und behördlicher Aspekte.

Bei Feuerwerk zu Live-Musik kommt noch die Abstimmung mit den Musikern dazu. Zumindest einer der Feuerwerker muss Noten lesen können und diese während des Livekonzert-Feuerwerks analog zur Darbietung der Musiker akribisch verfolgen. Der Notensatz ist mit Markierungen versehen an den Stellen, an denen die einzelnen Effekte gezündet werden müssen. Der notenbeobachtende Feuerwerker gibt seinem "zündenden" Kollegen entsprechend dieser Markierungen die Kommandos. Beim Konzert der fünf Tenöre zusammen mit den Frankfurter Sinfonikern stieg das Feuerwerk zu "My Way" und "New York, New York" von Frank Sinatra sowie "Unter Donner und Blitz" von Johann Strauss in den Hirsauer Nachthimmel.

"Eine Choreografie muss reifen", erzählt Rekow, "und sie liegt dann auch mal ein paar Tage, ohne dass ich daran arbeite." "My Way" als leises langsames Stück verlange auch schön langsam laufende Effekte. Eine eher laute, schnelle Melodie verträgt auf den Rhythmus gesetzte Effekte und pyrotechnische Paukenschläge, erklärt der Spezialist. Ihm ist es wichtig, die Stimmung und Atmosphäre der Musik in Licht und Farbe umzusetzen. "Feuerwerk hat zwei Feinde, der Regen gehört nicht dazu", antwortet er auf die Frage, was passiert, wenn es am Abend zur Vorstellung regnet. Zum Schutz vor Regen sind alle Feuerwerkskörper in Plastikfolie wasserdicht verpackt. Gegen Sonneneinstrahlung schützen zusätzlich Planen, damit unter der Plastikfolie kein Schwitzwasser entsteht und die Zündung verhindert. Die Folie wird beim Zünden einfach durchschossen. Die wirklichen Feinde des Feuerwerks sind heftiger Wind und Trockenheit. Dann muss eine Show auch mal abgesagt werden oder es erfordert weitere umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen wie kräftiges Wässern des Untergrundes durch die Feuerwehr, um die Brandgefahr zu bannen.

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